Der Tripitaka des Pâli‑Kanons

Die überlieferten Schriften des südlichen Buddhismus (Theravâda)

Tripitaka oder Tipitaka heißt soviel wie „Dreikorb“ und bezeichnet die drei „Hauptbücher“ des Buddhismus. Er besteht aus folgenden drei Text-Sammlungen:

  1. Das Vinaya-Pitaka, der Korb mit den Regeln der Mönche und Nonnen und deren Entstehungsgeschichte.
    Er ist in zwei Hauptbücher unterteilt: (1) Khandka (bestehend aus Mahâ-Vagga und Cula-Vagga) und (2) Sutta-Vibhanga. Dieser enthält 227 Regeln für Mönche und 311 Regeln für Nonnen. Gliederung:
     
    1. Mahâ-Vibhanga,
      die 227 Regeln der Mönche,
    2. Bhikkhuni Vibhanga,
      die Regeln der Nonnen,
    3. Mahâ-Vagga,
      die größere Unterteilung,
    4. Cula-Vagga,
      die kleinere Unterteilung,
    5. Parivara,
      Zusammenfassung.
       
  2. Das Sutta-Pitaka.
    Der Korb der Lehrreden des Buddha. Der Sutta-Pitaka enthält mehrere Tausend Reden.
     
    1. Digha-Nikâya,
      die Sammlung der längeren Lehrreden,
    2. Majjhima-Nikâya,
      die Sammlung der mittleren Lehrreden,
    3. Samyutta-Nikâya,
      die Sammlung der nach Gruppen geordneten Lehrreden,
    4. Anguttara-Nikâya,
      die angereihte Sammlung,
    5. Khuddaka-Nikâya,
      eine Sammlung kürzerer Texte, wie z.B.
       
      1. Khuddaka Patha, das kleine Lesebuch,
      2. Dhammapada, der Wahrheitspfad,
      3. Udâna, die feierlichen Sinnsprüche,
      4. Itivuttaka, Aphorismen,
      5. Sutta-Nipâta, frühbuddhistische Lehrdichtungen,
      6. Vimâna-Vatthu, eine Verssammlung zum Thema Saat und Ernte – Karmagesetz
      7. Peta-Vatthu, über die Folgen schlechten Wirkens
      8. Theragâtha, die „Lieder“ der Mönche,
      9. Therigâtha, die „Lieder“ der Nonnen,
      10. Jataka, Wiedergeburtsgeschichten,
      11. Mahâ-Niddesa, Ausmalung (Kommentar zum Sutta-Nipâta),
      12. Pathisambhidâ-Magga, über die Kräfte der Heiligen,
      13. Apadâna, Abgaben von Erklärungen zur Heiligkeit,
      14. Buddha Vamsa, Legenden der 24 Buddhas vor Gotama,
      15. Cariyâ-Pitaka, Korb der Wandlungen.
         
  3. Das Abhidhamma-Pitaka
    (abhi = das höhere Dhamma/Gesetz). Dieser Korb stellt ein frühes Kompendium buddhistischer Philosophie und Psychologie dar und wurde von Mönchen im Laufe der Jahrhunderte nach dem Tod des Buddha verfasst und erweitert.
     
    1. Dhamma Sanganî,
      Zusammenfassung der geistigen und körperlichen Phänomene mit Rücksicht auf ihren moralischen Wert.
    2. Vibhanga,
      Abhandlungen über verschiedene erkenntnistheoretische Probleme.
    3. Dhatu Kathâ,
      Besprechung der 18 Elemente oder Faktoren von psycho-physischen Vorgängen,
    4. Puggala Pannati,
      Menschen- und Charakterkunde,
    5. Kathâ-Vatthu,
      enthält Besprechungen über strittige Punkte der Lehre, über die Irrlehren der im 2. Jh. nach Buddha bestehenden 17 Sekten,
    6. Yamaka,
      behandelt Paare von philosophischen Gegensätzen,
    7. Patthâna,
      behandelt die 24 so genannten Abhängigkeitsbedingungen (paccayas), die die Grundlage für alle geistigen und materiellen Daseinsphänomene sind.

Nicht zum klassischen Pâli-Kanon wird die umfangreiche Kommentarliteratur gezählt, die nach dem Tod des historischen Buddha entstand und ihren Höhepunkt um ca. 500 u. Z. in Ceylon erfuhr. Zu dieser Zeit verfasste der Mönchsgelehrte Buddhaghosa zahlreiche Kommentarwerke, (wie z. B. der „Visuddhi Magga“ – Der Weg zur Reinheit) die auch heute, besonders von den Vertretern der Scholastik und des Abhidhamma hoch geschätzt werden.

Die meisten und wichtigsten Pâli-Schriften sind mittlerweile ins Deutsche übersetzt und im deutschen Sprachraum erhältlich – der Pâli-Kanon als Ganzes existiert in englischer Sprache und ist im Internet oder bei der Pâli-Text Society in England erhältlich.